Schreibmaschine: Bürowelten im Wandel
19.06.2019

Vom Einzelbüro zum Coworking-Space: Bürowelten im Wandel der Zeit

Die Arbeitsstruktur im Büro verändert sich stetig. Das betrifft nicht nur die Digitalisierung und den Ausbau von Netzwerken, sondern auch die Innenarchitektur der Büroräume. 

Einen Souterrain-Raum mit einsamen Schreibtisch und schummrigem Deckenlicht findet man in der modernen Arbeitswelt nicht mehr. Heute setzen die Unternehmen auf helle, flexible Arbeitsplätze und eine gemütliche Atmosphäre. Doch das war nicht immer so.

Bürowelten im Wandel der Zeit: Das Chefbüro hat ausgedient

Einzelbüro als Statussymbol

Vor einigen Jahrzehnten war die gesamte Bürofläche in eine Reihe von Einzelbüros aufgeteilt. Häufig konnte man anhand der Bürogröße den Status des Mitarbeiters erkennen: Der Vorstandsvorsitzende verfügte über einen großzügig geschnittenen Büroraum mit breiten Fensterfronten, durch die das Tageslicht hereinflutete, und einer Sitzecke, um wichtige Geschäftspartner zu empfangen. Die Sekretärin zwängte sich hingegen in ein beengtes Vorzimmer. 

Heute sind nicht nur die streng hierarchisch geordneten Unternehmensstrukturen aufgebrochen, auch die Anforderungen an die Büros haben sich gewandelt. Die Hierarchien verflachen spürbar, Einzelbüros machen Platz für ein Raumkonzept, das die Interaktion zwischen den Mitarbeitern ankurbeln soll: das Großraumbüro.

Das Großraumbüro ist heute Teil der Bürolandschaft

Von Einzelkämpfern zum Team: Großraumbüro als kommunikativer Arbeitsort

Auf das Einzelbüro folgte das Großraumbüro (engl. „Open Space“). Mitarbeiter, die auf der Karriereleiter bereits hochgeklettert waren, saßen ab nun nicht mehr allein in repräsentativ hergerichteten Räumen, sondern mitten unter den übrigen Kollegen in einem Großraumbüro. Dieses Bürokonzept nutzte nicht nur die zur Verfügung stehende Fläche effektiver, es sollte auch die Kommunikation unter den Mitarbeitern verbessern und den Erfolg des Unternehmens steigern. Vielerorts verzichteten Arbeitgeber nun auch darauf, den Mitarbeitern einen persönlichen Schreibtisch zuzuordnen. Beim sogenannten „desk sharing“ suchen sich diese tagtäglich aufs Neue einen geeigneten Arbeitsplatz. Nach wie vor blieben der obersten Führungsriege jedoch Einzelbüros vorbehalten, um ausreichend Privatsphäre für vertrauliche Besprechungen zu wahren.

Einige Studien fanden jedoch schnell heraus, dass die Gesprächsdauer unter den Kollegen in einem Großraumbüro entgegen der vorherigen Prognosen nicht zu-, sondern abnahm. Die fehlende Privatsphäre schürte offensichtlich die Hemmungen, ein ungezwungenes Gespräch miteinander zu führen. Das gab den Anstoß für einen weiteren Wandel in der Bürowelt: Es wurden Ausweichräume als kommunikative Treffpunkte geschaffen.

Business Lounges als gemütlicher Rückzugsort

Der kühle, überdimensionierte Konferenzraum hat für kleinere Meetings ausgedient. Für eine lockere Atmosphäre während der Mini-Konferenzen sorgen ab jetzt gemütliche Business Lounges mit weichen Sofas, niedrigen Tischen oder auch Tresen mit Barhockern. Hierhin können sich Kollegen für ein konzentriertes Gespräch zurückziehen. Daneben bieten die Lounges die Möglichkeit, den Laptop unter den Arm zu klemmen, sich eine Pause von dem quirligen Treiben im Großraumbüro zu gönnen und ungestört zu arbeiten. Dieses Office Design brachte eine neue Dynamik ins Zeitalter des flexiblen Arbeitsplatzes ("flexible office"). Erweitert wird diese Flexibilität durch die Möglichkeit, von zu Hauses aus zu arbeiten.

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Homeoffice: Flexibel arbeiten von zu Hause für eine ausgewogene Work-Life-Balance

Nachdem Ende des 20. Jahrhunderts der Fokus vielfach auf einem arbeitsintensivem Leben lag und Überstunden toleriert wurden, setzen seit Anfang des zweiten Jahrtausends viele Angestellte oder Selbstständige auf eine ausgewogenere Work-Life-Balance. Die Digitalisierung schwemmt eine Reihe von Möglichkeiten in die Arbeitswelt. Eine davon ist die Option, von zu Hause aus zu arbeiten und über digitale Kanäle Verbindung zu Kollegen zu halten oder auf Arbeitsmaterialien zuzugreifen. 

Das Arbeiten von zu Hause ergänzend zum Arbeitsalltag im Büro - im sogenannten „Homeoffice“ - spart nicht nur den Arbeitsweg, sondern ermöglicht auch eine flexiblere Zeiteinteilung. Zwischen der Vorbereitung der Präsentation kann das Kind von der Kita abgeholt oder frisches Gemüse vom Markt eingekauft werden. Die privat genutzte Zeit wird dann im Laufe des Tages nachgearbeitet. Diese Freiheit, Privat- und Berufsleben aufeinander abzustimmen, steigert die Zufriedenheit und die Lebensqualität der Mitarbeiter – eine gute Voraussetzung, um Fachkräfte langfristig an das Unternehmen zu binden. 

Coworking-Spaces für eine maximale Flexibilität

Mit dem Beginn der Startup-Kultur brach die Zeit der Coworking-Spaces an. Coworking-Spaces bieten einen flexiblen Arbeitsplatz für Selbstständige oder auch kleine Startup-Unternehmen. Diese können sich einen Arbeitsplatz in größeren Büros mieten und hier neben anderen Freelancern ihre Projekte vorantreiben. Dadurch bilden die Coworker eine zeitlich befristete Gemeinschaft. Der Vorteil: In Coworking-Spaces treffen Menschen verschiedenster Branchen aufeinander. Der Austausch miteinander fördert die Kreativität und schafft eine unverbindliche Arbeitsatmosphäre. Besonders beliebt sind diese Arten des Arbeitens in Städten mit vielen Startups wie München, Berlin oder Frankfurt.

Heutzutage dient ein Büro weniger als fester Standort für Schreibtisch und Arbeitsunterlagen, sondern dient viel mehr als Treffpunkt, der Raum für einen regen Austausch in inspirierender Atmosphäre schafft. Die Büros werden aufwendig gestaltet und begrünt, Erholungsräume, Sportmöglichkeiten und Kommunikationshotspots eingerichtet sowie für ideale Beleuchtung gesorgt. 

Denn: Nur Mitarbeiter, die sich an ihrem Arbeitsort wohl fühlen, erbringen dauerhaft eine gute Leistung.

Roboter als Chef: Bürowelten im Wandel der Zeit

Ausblick in die Zukunft der Büros: Smarte Office-Lösungen auf dem Vormarsch

Im Büro der Zukunft übernehmen smarte Technologien weitere Aufgabenbereiche, um Arbeitsabläufe zu optimieren und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu steigern. Dazu zählen nicht nur Lichtsysteme, die ihre Beleuchtungsstärke selbstständig an die Intensität des Sonnenlichtes anpassen; bald lassen sich auch über das Smartphone die Schreibtischhöhe oder die Temperatur am Arbeitsplatz individuell einstellen. Zudem werden sogenannte „Dynamic Spaces“ immer mehr Büros erobern. Dann können Sie durch das Zusammenschieben von Elementen – beispielsweise Schiebetüren oder rollbaren Trennwänden -  im Nu neue Räume einteilen und wieder auflösen. Diese mitdenkenden und anpassungsfähigen Büros schaffen so ideale Rahmenbedingungen für einen angenehmen und effektiven Arbeitsalltag.