Bürohäuser mieten: Vorteile und Nachteile von Alt- und Neubauten als Gewerbefläche

"Bürohäuser sind nicht nur funktionale Arbeitsstätten, sie beeinflussen durch ihre Atmosphäre auch das Befinden der Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz."

Im exklusiven Gespräch enthüllt Alexander Leicher, Senior Immobilienberater bei Angermann Real Estate Advisory AG, die Argumente für und gegen Alt- und Neubau als Bürostandort. 

Welche Vorzüge und Herausforderungen bergen Altbauten und welche Neubauten als Bürostandort?

 

Bei der Begehung einer neuen Bürofläche umfängt den potenziellen Mieter zuerst die ganz individuelle Atmosphäre einer Immobilie. Diese entsteht zum einen durch Lichteinfall, verbaute Materialien, architektonische Details und den Flächenschnitt, aber auch seine Historie beeinflusst den Charme eines Gebäudes.

Erst nachdem die Sinne ein erstes Raumgefühl entwickelt haben, steigt der Verstand ein und prüft, ob sich die Fläche mit ihrer Infrastruktur und der Raumaufteilung als neue Büroräume eignet. Nicht immer werden sich Bauchgefühl und Vernunft am Ende einig. Da kann die Entscheidung zwischen Alt- und Neubaubüro schwierig werden. Wir zeigen Ihnen einmal die Argumente auf, die für den Bezug eines Altbaubüros bzw. Neubaubüros sprechen und welche dagegen.

Historischer Charme von Altbauten

 

Unter Altbauten versteht man Gebäude aus dem Klassizismus (1770-1840), der Gründerzeit (1870-1914), des Jugendstils (1890-1910) oder der frühen Moderne. Die Architektur der Gebäude spiegelt den Zeitgeist der Erbauung wider. Altbauten erzählen auf diese Weise ihre ganz eigenen Geschichten von längst vergangenen Tagen und prägen durch ihre historische Architektur das Stadtbild. Doch welche Merkmale sind typisch für einen Altbau?

Zu den klassischen Charakteristika eines Altbaus zählen vor allem hohe Decken, die mit Stuck oder Ornamenten verziert sind, Dielenböden und großzügige Fenster. Zusammen schaffen sie eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Büroalltag. Allerdings stellen die historische Bauweise und die Verwendung veralteter Materialien eine Herausforderung dar, wenn das Gebäude unserer modernen Arbeitswelt angepasst werden soll.

Herausforderungen bei der Anmietung von Altbauten

 

Die einzigartige Atmosphäre eines Altbaus überzeugt viele Büromieter so, dass sie einige Umstände in Kauf nehmen. Die größten Herausforderungen, die sie bei der Anmietung eines Altbaus erwarten können, sind:

  • infrastrukturelle Beschränkungen
  • begrenzte Anpassungsmöglichkeiten durch geltenden Denkmalschutz
  • Zusatzkosten durch Instandhaltung und Renovierung
  • suboptimale energetische Effizienz
  • beschränkte Flexibilität bei der Raumgestaltung

Infrastrukturelle Beschränkungen in Altbauten

 

Die Architektur eines Altbaus stammt aus längst vergangener Zeit. Damals gab es keine oder nur sehr wenige Anforderungen an die Technik. 

Eine infrastrukturelle Modernisierung durch die Integration von Kabelkanälen, IT-Netzwerken oder leistungsfähigen Belüftungssystemen gestaltet sich oftmals aufwendig und verursacht Zusatzkosten. 

Denn: Altbauten wurden in einer Zeit gebaut, in der der Strombedarf deutlich geringer war als heute. Die Stromkapazität vieler historischer Gebäude kann ohne eine umfassende Modernisierung nicht den Anforderungen moderner Bürogeräte und Technologien gerecht werden. 

Zudem ist die Deckenhöhe in einigen Altbauten niedriger als in modernen Gebäuden. Dieser Umstand kann die Installation von modernen Klimaanlagen, Belüftungs- oder Beleuchtungssystemen erschweren.

Begrenzte Anpassungsmöglichkeiten durch Vorgaben des Denkmalschutzes

 

Historische Gebäude stehen oft unter Denkmalschutz. Die strikten Vorschriften zum Erhalt des Gebäudecharakters schränken die Möglichkeiten ein, Innenräume oder die Fassade nach eigenem Ermessen zu verändern.

Die Räume denkmalgeschützter Altbauten lassen sich daher weniger flexible nutzen und schwerer an moderne Arbeitskonzepte anpassen.

Die Wartung von Altbauten kann zudem kostspielig sein, da historische Materialien oft teurer und schwieriger zu beschaffen sind. 

Renovierungen müssen daher sorgfältig geplant werden, was zu längeren Ausfallzeiten und höheren Kosten führen kann.

Suboptimale energetische Effizienz durch veraltete Dämmung 

 

Wenn ein altes Bürogebäude noch nicht umfassend saniert worden ist, arbeitet es nicht so energieeffizient wie ein modernes Pendant. Der Grund: Häufig sind Wände, Dach und Keller unzureichend gedämmt; alte Fenster und Türen undicht. Das kann zu erheblichen Wärmeverlusten führen. Daneben entsprechen veraltete Heizungs- und Belüftungssysteme nicht dem heutigen Standard und weisen einen hohen Energieverbrauch auf. Das zieht nicht nur höhere Energiekosten nach sich, es verursacht auch einen großen ökologischen Fußabdruck, der in Altbauten schwer zu optimieren ist.

Wenig flexible Raumgestaltung durch massive Wände

 

Die Grundrisse von Altbauten können unflexibel sein. Ältere Gebäude werden oft – anders als bei modernen Neubauten mit Stahl- und Betonstrukturen – von massiven Wänden getragen. Diese Wände sind schwierig zu versetzen oder zu entfernen. Dadurch lassen sich die Räume von Altbauten weniger flexibel umgestalten als die von Neubauten.

Neubauten – Vorteile im Überblick


Als Neubau bezeichnet man Gebäude, mit einem Alter ab Errichtung bis maximal 5 Jahre. Auch Bestandsgebäude, die umfassend saniert wurden, gelten als Neubauten. Aber auch sie haben ihre Herausforderungen. Zu diesen zählen:

  • Kosten: Neubauten sind oft teurer im Bau als der Kauf eines bestehenden Altbaus. Alte Gebäude können jedoch zusätzliche Renovierungskosten verursachen, wenn sie nicht gut instandgehalten wurden.
  • Standort: In vielen städtischen Gebieten sind Altbauten oft zentraler gelegen und haben besseren Zugang zu etablierten Gemeinschaften und Dienstleistungen.
  • historischer Charme: Ein offensichtlicher Unterschied ist der historische Charme von Altbauten. Diese Gebäude haben oft einzigartige architektonische Merkmale, die auf viele Menschen ansprechend wirken. Neubauten bieten diesen Charme in der Regel nicht.
  • Materialqualität: Ältere Gebäude sind häufig mit hochwertigeren Materialien erbaut worden, die im Vergleich zu modernen Konstruktionen langlebiger sind. Diese Langlebigkeit kann jedoch stark variieren. Sie hängt stark von der Wartung und Renovierung der Immobilie im Laufe der Jahre ab.

Vorzüge eines Neubaus


Zu den starken Vorzügen des Neubaus zählen eine moderne Architektur mit flexiblen Anpassungsmöglichkeiten sowie der Verbau von innovativen Technologien und energieeffizienten Systemen.

Flexible Gestaltungsmöglichkeiten und gute Umweltbilanz


Einer der Hauptvorteile von Neubauten liegt in ihrer Flexibilität. Moderne Raumkonzepte lassen sich in Neubauten dank ihrer Stahl- und Betonkonstruktionen leichter umsetzen und individuellen Vorstellungen anpassen. Auch modernste Technologien wurden bei der Projektplanung bereits berücksichtigt. Durch den energieeffizienten Betrieb und den Einsatz nachhaltiger Baumaterialien weist ein Neubau zudem eine deutlich bessere Umweltbilanz auf als der Altbau. Allerdings können diese modernen Systeme zu höheren Nebenkosten bei Neubauten führen, beispielsweise durch regelmäßiges Warten und das Beheben von Störungen.

Neubau oder Altbau – welcher Gebäudetyp eignet sich besser als Bürostandort? 


Bei der Anmietung einer neuen Bürofläche hängt die sinnvolle Entscheidung für einen Neubau oder einen Altbau von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des mietenden Unternehmens ab.

Ob die Arbeitsatmosphäre in einem Altbau oder in einem Neubau besser zu Ihrem Unternehmen passt, richtet sich auch nach der Branche, in der Sie tätig sind. Hier spielen häufig persönliche Inklinationen der jeweiligen Entscheider eine ausschlaggebende Rolle bei der Wahl der Liegenschaft.